Mein ShyNet

Mein ShyNet

TikTok, Snapchat, Roblox und Co.:

Was macht mein Kind im Netz?

Unsere Kinder sind heute auf verschiedensten sozialen Plattformen unterwegs. Was sie dort genau machen und welche Inhalte überhaupt Social Media bietet, wissen wir oft nicht. Ein wenig Kontrolle schadet aber nicht. Schauen wir uns die genannten Plattformen zunächst einmal an.

TikTok

ist ein Videoportal des chinesischen Unternehmens ByteDance. Eigentlich wurde es für die Lippensynchronisation beliebter Musikvideos geschaffen und war also eine internetbasierte Karaoke-Plattform. Inzwischen ist es ein soziales Netzwerk, dessen Daten- und Jugendschutz zumindest als umstritten gilt. In den USA wurden schon Millionenstrafen wegen mangelndem Jugendschutz fällig. Vermutet werden zudem Spionage und Zensur durch die chinesische Regierung. Allerdings lieben Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene TikTok sehr, das sich einfach bedienen lässt und dessen Design speziell für sie entwickelt wurde. Die Werbewirtschaft entdeckt die Plattform gerade für sich (Stand: Frühjahr 2021), noch glauben aber die Kids, eher unter sich zu sein. Die App ist sagenhaft populär und eignet sich ausgezeichnet für die Verbreitung viraler Trends und Internet-Challenges. Einige junge Stars konnten schon mehrere Millionen Anhänger auf TikTok versammeln.

Snapchat

ist ein Instant-Messaging-Dienst mit der Besonderheit, dass versandte Nachrichten, Fotos oder Videos nach einigen Sekunden Sichtbarkeit automatisch gelöscht werden. Das ist ein Traum für Menschen, die nicht wünschen, dass jemand ihren Chatverlauf liest – so etwa die eigenen Eltern. Es soll aber mit einfachen Mitteln möglich sein, die Medien wiederherzustellen. Von anderen Messengern wie etwa WhatsApp unterscheidet sich Snapchat, weil die Nutzer über sich keine Profile einstellen, sondern einseitig ausgerichtete Channels nutzen, die sie mit Inhalten befüllen. Andere Nutzer können sich die Inhalte anschauen, aber nicht liken oder kommentieren. Da die Inhalte wieder verschwinden, erfüllt Snapchat die Funktion eines temporär geteilten Tagebuchs.

Roblox

ist eine Spieleplattform. Hier können Nutzer eigene Games erschaffen und miteinander spielen. Das Social Network, das es schon seit 2006 gibt, wächst seit etwa 2015 sehr stark. Einen zusätzlichen Schwung erhielt es ab 2020 nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie, der gerade Kinder und Jugendliche vor den Rechner zwang. Im August 2020 lag die Nutzerzahl bei monatlich rund 164 Millionen aktiven Spielern. Kritiker, die Spieler selbst und sehr viele Eltern beurteilen Roblox überwiegend positiv. Die Plattform steht mit allen Funktionen kostenlos zur Verfügung, ermöglicht das relativ einfache Zusammensetzen von Spielewelten mit Bausteinen, die Lego nachempfunden sind, und basiert auf den Spielideen von Kindern und Jugendlichen. Bis hierhin ist nichts gegen Roblox einzuwenden, jedoch haben die Spieler auch die Möglichkeit, Zusatzfeatures einzukaufen. Das ist schließlich das Grundprinzip aller in der Basisversion kostenlosen Games. Ein Kind könnte hierbei sein Taschengeld verspielen.

Instagram und sein Einfluss auf Kinder und Jugendliche

Dieses Network dient dem Teilen von Bildern, wozu auch Videos zählen. Das Konzept basiert auf Audiovisualität und Microblogging, es spricht in der virtuellen Welt sehr viele Menschen an. Kinder und Jugendliche orientieren sich dadurch sehr stark optisch und weniger durch die Sprache. Gleichzeitig teilt Instagram die Daten mit Facebook und wird von Werbetreibenden intensiv genutzt. Kinder und Jugendliche werden dadurch zur visuell leicht erreichbaren Zielgruppe. Zudem verführt die (fast ausschließliche) Kommunikation über Bilder und Videos möglicherweise zu einer sehr oberflächlichen Betrachtungsweise der Welt. Die Zahl der Instagram-Nutzer überstieg schon 2018 die Milliardengrenze, was sich nur aus einer unerhörten Beliebtheit erklärt. Als gefährlich werden die Instagram Bots (auch: Engagement Bots) betrachtet, die dort zwar nicht erlaubt, aber fleißig unterwegs sind und nicht nur Follower einsammeln, sondern auch versuchen, von den Nutzern private Informationen und sogar Passwörter zu erhalten. Selbst gefälschte Gewinnspiele werden angeboten. Hier sollten Eltern auf jeden Fall hinschauen.

Überwachung der Online-Aktivitäten von Kindern

Wenn Kinder und Jugendliche viel Zeit im Netz verbringen, scheint es angebracht, ein wenig nachzuforschen, was sie dort erleben und welchen Einflüssen sie ausgesetzt sind. Technisch ist eine Aufzeichnung der Aktivitäten von Nutzern (in diesem Fall: den eigenen Kindern) im Internet inzwischen sehr leicht. Es gibt Apps und andere Programme, die den Eltern mitteilen, welche Webseiten oder Apps das Kind am PC, Smartphone oder Tablet aufruft und wie lange es dort verweilt. Sollten bedenkliche Anbieter darunter sein, lassen sich diese sperren. Auch zeitliche Grenzen können gesetzt werden. Allerdings muss dies gegenüber den Kinder offen kommuniziert werden. Pädagogisch vernünftig erscheint es, mit dem Nachwuchs ein Zeitkontingent auszuhandeln, das den Aufenthalt im Netz regelt. Auch ist eine Vereinbarung hilfreich, die festlegt, wie oft die Eltern nachschauen dürfen, auf welchen Seiten sich das Kind zuletzt aufgehalten hat. Die Inhalte von Chats mit Freunden wiederum sollten für die Eltern zunächst tabu sein – es sei denn, beim Kind deutet sich eine gefährliche Entwicklung an, die darauf basieren könnte, dass es im Netz gemobbt wird oder sich in unglückselige Liebesgeschichten verstrickt. Letzteres kann Jugendliche extrem depressiv machen. Eltern sollten mit ihren Kindern vereinbaren, dass sie sich im Notfall über die Inhalte der Kommunikation informieren dürfen. So eine Diskussion mag manchen Eltern sehr schwierig erscheinen, jedoch ist diese Sorge eher unbegründet: Kinder und Jugendliche sind heutzutage bestens informiert und in den meisten Fällen eher froh, in den eigenen Eltern einen Rettungsanker zu finden, der ja schließlich auch nur für Notfälle gedacht ist.

Wie sieht ein vernünftiges Zeitkontingent für Kinder im Netz aus?

Pädagogen und Eltern haben sich in den letzten Jahren hierüber viele Gedanken gemacht und einige Empfehlungen erarbeitet. Ein Tenor der Empfehlungen lautet, das Zeitkontingent nicht starr festzulegen, sondern an die Inhalte und auch an die verwendeten Geräte zu knüpfen. Wenn nämlich ein Teenager im Minutenabstand die Mitteilungen auf seinem Smartphone checkt, ist er insgesamt nicht allzu lange im Netz, wird aber nervlich sehr beansprucht. Wenn derselbe Teenager zwei Stunden lang Quellen für ein Referat recherchiert, benötigt er halt ausreichend Zeit. Wer eine Stunde lang hoch konzentriert in ein Videospiel vertieft ist und möglicherweise noch einen unbefriedigenden Ausgang hinnehmen muss(Level nicht geschafft!), kann danach unglaublich erschöpft sein. Dennoch gibt es auch allgemeine Empfehlungen für die Zeitspanne, die Kinder täglich im Netz verbringen sollten oder gefahrlos dürfen:

  • bis zum 7. Lebensjahr: 30 Minuten
  • vom 8. bis zum 9. Lebensjahr: 45 Minuten
  • vom 10. bis zum 11. Lebensjahr: 60 Minuten
  • vom 12. bis zum 13. Lebensjahr: 75 Minuten

Welche Rolle spielt die Digitalisierung der Schulen?

Die Schulen sollen, sofern sie ausreichend digital ausgerüstet sind, den Kindern Medienkompetenz vermitteln. Wertvoll ist daran, dass sich die Kids und Jugendlichen unter pädagogischer Anleitung auch untereinander offen über ihre Mediennutzung austauschen können. Wichtig ist dabei, dass Pädagoginnen und Pädagogen selbst über genügend Medienkompetenz verfügen. Das ist eine große Herausforderung.